Erdrutsch – wie geht man bei so einem Ereignis richtig vor?
Wenn es zu einem Erdrutsch gekommen ist und das eigene Haus dadurch beschädigt worden ist, ist die Verzweiflung bei Betroffenen natürlich erst einmal groß. Doch wie geht man richtig vor, damit weitere Schäden vermieden werden?
Das Wichtigste ist natürlich erst einmal die eigene Sicherheit. Im Zweifelsfall sollte man sich immer gegen das Eigentum und für sich und seine Lieben entscheiden – bei einem Erdrutsch sollte das Haus also so schnell wie möglich verlassen und nicht noch Rettungsversuche unternommen werden.
Wenn das Haus wieder betreten werden kann, zeigt sich dann oft ein Bild der Verwüstung. Hier ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Schaden anhand Fotos oder Videos genau zu dokumentieren, ehe mit den Aufräumarbeiten begonnen wird. Diese Belege sind für die zuständige Versicherung als Nachweis besonders wichtig.
Die Schadensmeldung sollte so schnell wie möglich bei der zuständigen Versicherung eingehen – dies natürlich noch, ehe Handwerker beauftragt werden. Die meisten Versicherer schreiben hierfür eine Frist von wenigen Tagen vor, in denen die Meldung eingehen muss.
Nachdem die Schadensmeldung beim Versicherer eingegangen ist, kann mit provisorischen Reparaturen begonnen werden: Das Abdichten zerbrochener Fensterscheiben und das Wegräumen herumliegender Gegenstände dürfen bereits jetzt erfolgen. Aus Sicht des Versicherers haben Hausbesitzer die Pflicht, den Schaden soweit es ihnen möglich ist – natürlich ohne sich dafür in Gefahr zu begeben – einzudämmen. Das bedeutet z.B. auch, das Haus soweit möglich so abzudichten, dass bei starken Regenfällen kein Regen eindringen kann und das Verletzungsrisiko durch Stolperfallen verringert wird.
Wodurch kommt es zu einem Erdrutsch?
Die Gründe für einen Erdrutsch können vielfältiger Natur sein. Oft sind geologische Ursachen dafür verantwortlich, wenn die Bodenbeschaffenheit sowie seine Struktur und Zusammensetzung auf einen steilen Hang treffen, der eventuell nicht sonderlich stabil ist. Dazu kommen die sich stetig immer drastischer verändernden Klimaeinflüsse wie Niederschlag, Wind, Sonneneinstrahlung oder auch Temperaturveränderungen. Auch zu große Mengen Wasser, die der Boden nicht mehr aufnehmen kann, so dass es infolge starker Niederschläge durch die Wassermassen zum Abrutschen von Erdmassen und Schlammlawinen kommt, können dazu führen.
Nicht zu vergessen sind darüber hinaus auch Eingriffe in die Natur aus der Hand des Menschen, welche zu einem Ungleichgewicht der Natur führen. Bauliche Veränderungen, wie ein Abtrag des Hangfußes, eine falsche Belastung eines Hangs oder auch die Versteilung sind ebenfalls mögliche Gründe. Es gibt viele Fälle, in denen nach einem Erdrutsch nicht so einfach geklärt werden kann, ob er aufgrund menschlicher Eingriffe oder naturbedingt erfolgt ist.
Worauf Eigentümer und Käufer von Häusern achten müssen
Die Gefahr eines Erdrutschs hängt immer von der jeweiligen Region ab. Vor allem jedoch kann es dort dazu kommen, wo das Gelände sehr steil und gebirgig ist – wie zum Beispiel nahe der Alpen oder in Mittelgebirgen. Gebäude in Hanglage oder an Berghängen gelten dabei als besonders gefährdet. Wer mit dem Gedanken spielt, sich ein solches Haus zu kaufen, sollte sich im Vorfeld die Gefahrenkarte der Region genau ansehen und sich entsprechend informieren. Hierbei sind die Kommunen der richtige Ansprechpartner.
Mitunter ist es auch sinnvoll, einen Profi für die Analyse der Baugrundbeschaffenheit zu Rate zu ziehen. Das kann zum Beispiel ein ortskundiger Geologe sein. Auch Anwohner in der Umgebung sowie regionale Bauunternehmen können in der Regel über Erfahrungen und bisherige Naturereignisse, sofern diese bereits eingetreten sind, berichten.
Das eigene Haus vor einem Erdrutsch schützen
Der wirksamste Schutz vor einem Erdrutsch ist sicherlich der Kauf oder Bau eines Wohngebäudes, das sich überhaupt nicht erst in einem entsprechend gefährdeten Gebiet befindet. Doch dies ist leider aus unterschiedlichen Gründen nicht immer machbar. In einem solchen Fall sollte in jedem Fall auf entsprechende Schutzmaßnahmen Wert gelegt werden, um sich keinem unnötigen Risiko auszusetzen. Dazu gehört beispielsweise die Stabilisierung von rutschgefährdeten Hängen. Vorgenommen kann diese beispielsweise, indem das Wurzelwerk im Erdreich durch Bäume und Sträucher, die tief wurzeln, gestärkt wird. Auch kann der Hang unter Umständen mit speziellen Erdnägeln und ähnlichen Maßnahmen zur Stabilisierung gesichert werden, damit der Druck der Erde etwas entlastet wird.
Eine weitere Möglichkeit ist das Abführen von Wasser aus Regenfällen, Hagel, Nebel, Tau oder Schnee mit Hilfe einer im Hang gelegten Drainage oder auch eine durch Anker gestützte Hangverbauung. Diese Schutzmaßnahmen führt auf öffentlichem Gelände normalerweise die Kommune durch, auf privaten Grundstücken ist der Eigentümer dagegen selbst für einen entsprechenden Schutz verantwortlich.
Neben Maßnahmen von außen gibt es selbstverständlich auch Möglichkeiten, ein Haus von innen zu schützen, wie beispielsweise durch das regelmäßige Untersuchen von Wasserleitsystemen. Die Last eines Hauses sollte sich idealerweise auf einem stabilen, tragfesten Untergrund befinden und möglichst gleichmäßig verteilen können. Hilfreich ist es darüber hinaus, die Außenwände sowie die Bodenplatte eines Gebäudes zu verstärken.
Weitere Tipps und Maßnahmen können ein Geologe oder auch ein Statiker vor Ort empfehlen, um eine für den eigenen Wohnort angepasste Lösung zu finden.
Die finanzielle Absicherung gegen Erdrutsch: Welche Versicherung trägt die Kosten?
Wenn es zu einer Naturkatastrophe kommt, bei der das Haus beschädigt wird, ist dies natürlich immer ein einschneidendes Ereignis – ganz egal, auf welchem Wege dies geschieht. Für die zuständige Versicherung macht es allerdings durchaus einen großen Unterschied, ob ein Haus beispielsweise durch einen Brand, einen Sturm oder einen Erdrutsch zu Schaden gekommen ist (vgl. auch: Versicherung von Unwetterschäden). Denn nicht all diese Gefahren sind in einer klassischen Gebäudeversicherung enthalten – ein Aspekt, über den sich jeder Eigentümer eines Hauses im Klaren sein muss!
Leider machen viele Hausbesitzer den Fehler, sich ausschließlich auf die Gebäudeversicherung zu verlassen. Tatsächlich sind es schätzungsweise rund 10 Millionen Gebäude in Deutschland, die nicht korrekt gegen Naturkatastrophen abgesichert sind. Das kann im Ernstfall jedoch teuer werden, da die reguläre Gebäudeversicherung ausschließlich für Schäden am Haus aufkommt, die durch Hagel, Sturm oder Blitz entstanden sind. Auch Schäden durch Überspannung, Leitungswasser oder Feuer sind abgedeckt. Hier ist es ratsam, sich im Zweifel bei der Versicherung zu erkundigen und sich gegebenenfalls beraten zu lassen.
Anders sieht es aber aus, wenn es um echte Naturkatastrophen geht: Wer sein Haus vor solchen Gefahren schützen möchte, benötigt eine Elementarversicherung. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Zusatzversicherung, die nicht einzeln, sondern als Extra zur Gebäudeversicherung abgeschlossen werden kann. Unter anderem schützt die Elementarschadenversicherung vor naturbedingten Beschädigungen, die beispielsweise aufgrund Erdbeben, Lawinen, Starkregen und damit zusammenhängenden Überschwemmungen, Hochwasser, Schneedruck oder eben auch Erdrutsch entstehen können (Was sind Elementarschäden?, Versicherung bei Naturkatastrophen).
Neue Wohngebäudeversicherungen schließen Elementarschäden heutzutage meistens ein, allerdings ist es dringend anzuraten, dies vor dem Abschluss des Vertrags zu prüfen. Wer bereits eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen hat und sich zusätzlich gegen Elementarschäden absichern möchte, kann dies in der Regel mit einer zusätzlichen Police auch nachträglich noch tun.
Was wird durch eine Elementarschadenversicherung genau abgedeckt?
Es gibt verschiedene Schäden, die innerhalb einer Elementarschadenversicherung enthalten sind. Dazu gehört unter anderem die Überschwemmung: Um diese handelt es sich, wenn Gewässer über ihre Ufer treten oder wenn das eigene Grundstück durch starke Niederschlagsmengen beschädigt wird. Wenn hierbei Grundwasser aufgeschwemmt wird und dann ins Haus gerät, besteht ebenfalls ein Versicherungsschutz. Unversichert sind dagegen Schäden, die durch Sturmfluten ausgelöst werden. Im Zweifelsfall verlangt die Versicherung für solche Fälle auch Beweise, die angeben, ob ein Schaden durch Grundwasser zustande gekommen ist.
Auch der Rückstau ist durch die Versicherung abgedeckt: Er liegt vor, wenn Wasser aus einer Ableitung im Haus durch Überschwemmung oder Niederschläge ins Haus dringt. Unversichert sind allerdings solch Schäden, wenn der Eigentümer keine Rückstausicherung installiert hat.
Hinsichtlich des Risikos Erdrutsch gilt – ebenso wie für Erdsenkung oder Erdbeben – dass nur dann ein Rutsch besteht, wenn es sich um ein naturbedingtes Ereignis handelt. Jegliche Schäden, die durch den Einfluss des Menschen zustande kommen, sind über die Elementarversicherung nicht abgedeckt. Dazu zählen zum Beispiel Schäden, die durch Bauarbeiten oder den Abbau von Rohstoffen im Gelände entstanden sind.
Fazit: Den Versicherungsschutz immer für den individuellen Fall überprüfen
Ob eine Absicherung gegen das Risiko eines Erdrutsches für Hauseigentümer notwendig ist, muss immer im individuellen Fall abgeschätzt werden. Das bedeutet, dass natürlich nicht jeder demselben Risiko ausgesetzt ist: Wer in einem flachen Gelände lebt, braucht eine entsprechende Versicherung natürlich kaum. Wer dagegen in Bergregionen nahe eines steilen Hangs lebt oder wenn sich das Haus nahe eines Berges befindet, von dem ein potenzielles Risiko ausgeht, der sollte sich gut informieren. Die Elementarversicherung ist eine Zusatzpolice zur Wohngebäudeversicherung und kann hierfür einen umfassenden Schutz vor Erdrutsch und seinen Folgen bieten. Wichtig ist, im Rahmen einer Gebäudeversicherung stets in den Versicherungsbedingungen genau zu prüfen, ob dieser Schaden auch wirklich abgedeckt ist, damit man im Ernstfall nicht auf seinen Kosten sitzenbleibt.