Welche Risse in Wänden unterscheiden Experten?
Risse im Mauerwerk sind keine Seltenheit. Sie unterscheiden sich allerdings in harmlos und gefährlich.
Besonders Setzrisse an einer Innenwand können Risiken bergen. Die Ursache ist entweder ein baulicher Mangel und/oder das Haus setzt sich im Laufe der Zeit nicht gleichmäßig. Da Putzrisse durch falsche Untergründe in der Vergangenheit relativ häufig aufgetreten sind, hat irgendwann der Gesetzgeber eingegriffen. Er verlangt vor jedem Hausbau jetzt ein hydrogeologisches Gutachten. Damit soll sichergestellt werden, dass auf dem vorliegenden Boden problemlos ein Gebäude errichtet werden kann ohne Spätfolgen wie eindringende Feuchtigkeit oder andere Schäden erwarten zu müssen.
Ein Setzriss entsteht aber nicht immer durch einen falschen Untergrund. Auch Veränderungen im Grundwasserspiegel haben ihre Auswirkungen. Siehe: Wasser drückt durch Kellerwand, aufsteigende Feuchtigkeit, drückendes Wasser.
Daneben sprechen Fachleute auch noch von sogenannten Spannungsrissen, die sich meistens an der Innenwand zeigen. Sie entstehen dadurch, dass die verschiedenen Bauteile unterschiedlich auf thermische Einflüsse reagieren. Die Folge sind meistens unschöne Spannungsrisse, die in der Regel aber nur ein kosmetisches Problem darstellen (vgl. Spannungsrisse Wand).
Ganz besonders heikel wird es, wenn sich bei tragenden Bauteilen Schwindrisse zeigen. Sie entstehen oft in Beton, wenn dieser zuvor nicht richtig gegossen wurde. Daher ist es sinnvoll, bereits bei den ersten Arbeiten einen unabhängigen Gutachter zu befragen. Denn gerade an tragenden Bauteilen kann ein Schwindriss weitreichende Folgen haben und sogar die Statik massiv beeinträchtigen.
Der Haarriss hingegen ist zunächst relativ ungefährlich und zeigt sich häufig an überstrichenen Flächen. Sie sollten nur darauf achten, dass er nicht größer wird. Falls sich die entdeckten Haarrisse in der Länge oder Breite verändern, muss gehandelt werden. Dann besteht häufig an einem anderen Bauteil ein Mangel, den es zu beheben gilt.
Generell gilt bei sämtlichen Rissen, dass es nicht allein mit dem Auftragen neuer Spachtelmasse getan ist. Vielmehr sollten Sie (am besten mit Hilfe eines Experten) zunächst Ursachenforschung betreiben, um weitere Spätfolgen zu vermeiden.
Die Wand hat einen Riss – und jetzt?
Ein Putzriss wirkt auf die meisten Hausbesitzer erst einmal bedrohlich (vgl. Risse im Beton). Dabei stellt sich nicht selten die Frage nach der weiteren Tragfähigkeit der Bauteile. Was nur die Wenigsten wissen: Ein Putzriss gilt sogar ab einer Größe von 0,4 mm noch als zulässig. Das heißt, nicht jede kleine Beschädigung in der Wand ist gleich ein Grund zur Sorge.
Egal, um welche Art von Riss es sich handelt, bleiben Sie am Ball! Das heißt, sie sollten die Wand im Blick behalten und auf die Veränderungen achten:
- Wird der Riss kontinuierlich größer, oder stagniert das Wachstum?
- Wie groß ist die Beschädigung?
- Welchen Verlauf nimmt der Riss? Ist vielleicht der Zusammenhang mit einem bestimmten Bauteil erkennbar?
Im Fachhandel gibt es sogenannte Rissbreitenkarten, mit denen Sie die Veränderungen dokumentieren können. Dazu ist eine vorherige Nahaufnahme sinnvoll. Ein Haarriss misst meistens nur wenige Millimeter, während sich hingegen ein Setzriss auch durchaus mal in Zentimetern bemessen an der Wand zeigen kann.
Wenn die Beschädigungen nur oberflächlich vorhanden sind und sich im Laufe der Zeit nicht verändern, können Sie diese bei der nächsten Renovierung mit Spachtelmasse auch ganz leicht selbst ausbessern. Siehe auch: Wohnung renovieren lassen nach Schäden.
Allerdings sollten größere Risse immer von einem fachkundigen Gutachter in Augenschein genommen werden. Denn dann kann man den Putz als Laie häufig nicht mehr einfach nur mit Spachtel ausbessern. Wenn Sie in einem Mietverhältnis leben, müssen Sie übrigens unbedingt sofort den Vermieter verständigen. Dieser wird in der Regel einen Fachmann bestellen, der sich die Beschädigung genauer ansieht und ggf. danach ausbessert. Informieren Sie Ihren Vermieter ggf. auch gern über das Angebot der Deutschen Schadenshilfe, was die Vermittlung von Sachverständigen und Sanierungsdienstleistern angeht.
Wann wird ein Riss in der Wand gefährlich?
Eine plötzliche Bildung von Rissen ist meistens mit einem vorangegangenen Ereignis verbunden. Das kann ein Sturm sein, eine Überschwemmung oder auch angrenzende Baumaßnahmen. All das kann eine Rissbildung durchaus begünstigen.
Aber auch ein vorhandener Schaden kann sich ganz unerwartet verändern. Das ist der Fall, wenn sich die Rissbreite plötzlich verändert. Sowas findet man häufig in Gebieten mit einer Grundwasserabsenkung. Dadurch senkt sich das Baugrundstück nachträglich ab, was leicht zu Rissen führen kann.
Wir empfehlen Ihnen bei unklaren oder plötzlich entstehenden Rissen im Mauerwerk bzw. am Innenputz immer einen Fachmann zu befragen! Gern stellen wir Ihnen kompetente Berater zur Seite, die mit Ihnen alle weiteren Maßnahmen besprechen.
Sanierung von Rissen in der Wand – wie geht`s?
Wie bereits erklärt, sollte die Ursachenforschung immer oberste Priorität haben, bevor Sie selbst ausbessern und überstreichen.
Wenn sich die Rissbildung in Grenzen hält und sie nicht größer werden, können Sie selbst zu Spachtelmasse und Farbe greifen. Experten empfehlen dabei allerdings den Einsatz von Tiefengrund, der meisten auf Basis von Acrylharz hergestellt wird und hauptsächlich auf mineralischen Untergründen verarbeitet wird, um die Saugfähigkeit zu beschränken und die Oberfläche zu festigen.
Anders verhält es sich bei Schäden, die tiefer ins Mauerwerk reichen. Hierbei muss zunächst der Riss selbst verfüllt werden. Neben der Möglichkeit, herkömmlich zu verspachteln, bietet der Fachhandel auch spezielle Verfüllmaterialien wie Acryl an. Sie verhindern (außen) hauptsächlich, dass Feuchtigkeit ins Mauerwerk eindringt.
Bei speziellen Bauteilen, die in der Tiefe weiter “arbeiten”, bietet sich innerhalb der Sanierung außerdem ein sogenanntes Armierungsgewebe an. Das Material nimmt Spannungskräfte auf und vermindert damit die Neubildung von Rissen. Die Putzschicht wird somit dauerhaft stabiler.
Besondere Vorsicht gilt auch dem Bad oder anderen Feuchträumen. Zeigen sich auf einmal Risse in den Fugen, sollte sich das ein Fachmann ansehen. Er wird wahrscheinlich mit einem speziellen Fugenfüllprofil aus Schaumstoff versuchen, den Spalt zu schließen. Dieser Werkstoff bietet sich an, wenn man größere Risse ausbessern muss, die sich in saugenden Materialien befinden. Das heißt, wenn ein z. B. die Fliesen im Bad einen Sprung haben und sich im darunterliegenden Mauerwerk ein großer Spalt auftut. Dann würde die Feuchtigkeit ungehindert eindringen und zu massiven Schäden führen.
Risse in der Innenwand ausbessern – wer macht’s?
Wenn es sich um kleine Risse handelt, die unter Beobachtung nicht weiter an Größe zunehmen, können Sie selbst zum Pinsel greifen und die Oberfläche streichen oder spachteln. Wer sich dann im Baumarkt noch die passende Grundierung besorgt, kann eigentlich nicht mehr viel falsch machen. Siehe auch: Horizontale Risse Innenwand, Haarrisse in der Wand reparieren.
Anders sieht es aus, wenn die Risse kontinuierlich größer werden. Dann kann man sie als Laie nicht mehr einfach selbst grundieren und mit ein bisschen Farbe ausbessern. Hier ist immer ein Fachmann gefragt, der sich zunächst einen Überblick verschafft, welche Bauteile betroffen sind und wie man die Sanierung am besten durchführt.
Wenn Sie ernsthafte Spätfolgen an Ihrer Immobilie verhindern wollen, lohnt es sich generell immer, einen Handwerker zu bestellen. Auch wenn die Kosten dafür deutlich über denen der Eigenleistung liegen, werden Sie den Unterschied vermutlich mit der Zeit merken. Als Laie hat man oft häufig nicht alle Gerätschaften zur Hand und kennt sich außerdem in den seltensten Fällen mit dem aktuellen Stand der Technik aus. Letzteres gilt auch für die Verfüllmaterialien, die immer besser werden. Sie müssten sich zunächst in die Materie einarbeiten, um alle Unwägbarkeiten und Risiken einer eigenen Sanierung in Erfahrung bringen zu können. Aber wer hat dazu schon die Zeit? Wenn dann noch “zwei linke Hände” dazu kommen, ist der Anruf beim Fachmann unerlässlich.
Gern übernehmen wir das für Sie und vermitteln Ihnen versierte Handwerker, die für jede Art von Untergrund eine Lösung finden können.
Wer zahlt die Sanierung der Risse?
Die Frage lässt sich nicht einfach pauschal beantworten. Vielmehr ist die Frage zu klären, woher bzw. wodurch der Riss entstanden ist. Wenn der Grund dafür eine unsachgemäß gegossene Betonplatte ist, können Sie an den Bauunternehmer herantreten. Allerdings liegt die Beweispflicht dafür nach der Bauabnahme beim Hausbesitzer (vgl. Baumängel nach Abnahme entdeckt), was die Sache nicht einfacher macht. Da lohnt es sich, einen Experten zu befragen, der die Ursache belegen kann. Siehe auch: Rechtsanwalt für Baumängel, Gutachter für Baumängel, Pfusch am Bau: Was tun?
Wenn Sie in einem Mietverhältnis leben, müssen Sie den Schaden immer umgehend an Ihren Vermieter weiterleiten. Er ist dann dafür zuständig, einen Handwerker zu beauftragen und mit der Versicherung zu sprechen.
Ein Fall für die Versicherung?
Und Versicherung ist ein weiteres Stichwort: Je nachdem, welches Ereignis den Rissen vorausgegangen ist, tritt diese für die Schäden sowie die Sanierung ein. Allerdings sollten Sie dafür vor Vertragsabschluss unbedingt das Kleingedruckte lesen! Denn eine Gebäudeversicherung, die auch gegen Wetterkapriolen absichern soll, greift oft nur mit bestimmten Zusatzbausteinen (Siehe: Elementarschäden Gebäudeversicherung, Was sind Elementarschäden am Haus?).
Falls Sie selbst der “Übeltäter” sind oder die Gewährleistungsfrist abgelaufen ist, müssen Sie selbst für den Schaden aufkommen. Das kann schnell teuer werden. Denn neben den eigentlichen Handwerkerstunden (wenn Sie nicht selbst sanieren möchten oder können) fallen auch häufig noch Mieten für entsprechende Gerätschaften, Fahrtkosten sowie Beträge für Farbe und neuen Putz an. Dabei lohnt es sich, mit hochwertigen Materialien zu arbeiten, damit die Risse nicht erneut entstehen können.