Leitungswasserversicherung: Was ist versichert?
Leitungswasser ist für Ihren Wohnkomfort unverzichtbar. Die Wasserversorgung für Küche, Bad und Garten wird über ein komplexes Leitungssystem gewährleistet. Wasser wird zunächst in das Gebäude geführt und nach dem Gebrauch wieder abgeleitet. Ein Verteilersystem im Haus bringt das Leitungswasser zielgerichtet zu den Verbrauchsstellen. Davon gibt es viele: Wasserhähne, Waschmaschinen, Spülmaschinen und Heizungen. Im Lauf eines Tages durchfließt eine große Menge Wasser das Gebäude, bevor es über ein System von Ableitungsrohren der Kanalisation zugeführt wird. Doch je komplexer ein System ist, umso wahrscheinlicher ist auch das Auftreten eines Fehlers. Der zeigt sich zum Beispiel in einem Rohrbruch. Die Unverträglichkeit der meisten Baustoffe mit Leitungswasser lässt die Kosten der Folgen von Wasserschäden schnell explodieren. Doch vor diesen Kosten können Sie sich schützen.
Die Leitungswasserversicherung ist ein wichtiger Bestandteil in der Wohngebäudeversicherung und in der Hausratversicherung. Alle Aufwendungen, die im Zusammenhang mit einem Schaden durch Leitungswasser stehen, sind hier versichert. Die Versicherer möchten sich jedoch auch vor zu hohen Schadenszahlungen schützen. Deshalb haben sie genau festgelegt, wann ein Leitungswasserschaden überhaupt versichert ist. Darüber hinaus können die Versicherungen bei bestimmten Schadensursachen ihre Leistungen begrenzen.
Definition Leitungswasser, Leitungswasserschaden > Was sind eigentlich Leitungswasserschäden?
Was genau ein Leitungswasserschaden ist, regelt die Versicherungsgesellschaft in den Versicherungsbedingungen Ihres Vertrages. Voraussetzung für einen versicherten Schaden ist demnach, dass Wasser bestimmungswidrig das Leitungssystem verlässt. Rohrbrüche erfüllen diese Anforderung offensichtlich (vgl. auch: Rohrschaden Versicherung). Das Leitungsrohr dient dem Transport des Wassers von einer Stelle zur nächsten. Tritt es irgendwo unterwegs aus, so ist dies “nicht bestimmungsgemäß”.
Die Leitungswasserversicherung unterscheidet hierbei die Zuleitungsrohre von den Ableitungsrohren. Tritt also Wasser aus der Zuleitung zum Wasserhahn oder dem Ablaufschlauch der Waschmaschine aus, weil die Leitungen beschädigt sind, greift der Versicherungsschutz. Auch für Wasserschäden aus durchrosteten Heizungsrohren kommt die Versicherung auf. Das bestimmungswidrige Austreten gilt für Ableitungsrohre. Zu denen gehört der Ablaufschlauch der Spülmaschine, das Fallrohr unter der Toilette und Abwasserrohr des Hauses zur Kanalisation.
Die Wohngebäudeversicherung hat bei Wasserschäden oft mit zusätzlichen Kosten zu kämpfen, da viele Leitungen unter Putz verbaut sind und Schäden erst spät sichtbar werden, z. B. wenn sich Wasserflecken an der Wand zeigen (siehe: Wasserflecken entfernen). Die Ursache des Rohrbruchs darf nicht im eigenen Verschulden liegen. In der Gebäudeversicherung führen Frostschäden (Rohrbruch durch Frost) deshalb oft zu Problemen bei der Schadensregulierung. Hier müssen Sie der Versicherung nachweisen, dass Sie die Heizung zuvor nicht komplett abgeschaltet haben.
Doch Leitungswasser kann auch außerhalb von Rohren bestimmungswidrig austreten. Welche Orte das genau sind, regeln wiederum Ihre Versicherungsbedingungen. Die meisten Versicherer zählen Wasserbetten, Aquarien und Pools zu den versicherten Ursachen für Leitungswasserschäden.
Das Potenzial für Ärger mit der Versicherung liegt allerdings in kleinen Details. Ist das Leitungsrohr defekt oder hat sich nur die Verbindung zwischen zwei Leitungsstücken verschoben? Im zweiten Fall, also bei einem Muffenversatz, zahlt die Versicherung nicht. Und wie sieht es aus, wenn der Ablauf der Duschwanne durch Korrosion undicht ist (vgl. Wasser unter Duschwanne und Wasserschaden durch Duschabfluss)? Beginnt da schon das Ableitungsrohr? Ihr Versicherer wird sagen: „Nein. Defekt ist die Duschwanne, nicht das Ableitungsrohr.“
Versicherte Schäden durch Leitungswasser sind an klar benannte Voraussetzungen geknüpft. Erst wenn diese erfüllt sind, zahlt die Versicherung. Siehe auch: Badewanne Siphon undicht – wer zahlt? und Wasserschaden durch defekte Heizung.
Wofür zahlt die Leitungswasserversicherung im Schadensfall?
Hat die Versicherung entschieden, dass der Schaden versichert ist, kommt sie für eine Vielzahl von Leistungen und Kosten auf. Die Wohngebäudeversicherung leistet für die Behebung aller Schäden, die durch den Rohrbruch entstanden sind. Das sind die Nässeschäden am Baukörper. Auch die hiermit verbundenen Kosten, wie Beräumung oder Trocknung des Gebäudes werden bezahlt (siehe auch: Gebäudetrocknung, Bautrockner mieten, Trocknungsfirma).
Die durch Leitungswasser verursachten Schäden machen oft Rückbaumaßnahmen notwendig. Das ist auch bei Fußbodenbelägen der Fall. Hier werden die unbrauchbaren Beläge entfernt und wenn nötig sogar der Estrich erneuert (vgl. auch: CM Messung Estrich, Schimmel unter Bodenbelag). Wenn bei Installationen im Bad der Fliesenspiegel abgenommen werden muss, wird diese Arbeit mitbezahlt (siehe auch: Wasserschaden unter Fliesen).
Die Wohngebäudeversicherung ersetzt den entstandenen Schaden am Haus, die Hausratversicherung Ihren durch Wasser beschädigten Hausrat. Zum Hausrat zählen sämtliche Möbel, aber auch Geräte der Unterhaltungselektronik, Bekleidung und Freizeitgeräte.
Neben dem Ersatz beschädigter Gegenstände und Gebäudebestandteile fallen aber weitere Kosten an. So leisten die Versicherungen auch für Notunterkünfte, wenn das Gebäude durch den Schaden unbewohnbar geworden ist (siehe Wasserschaden: Wohnung unbewohnbar). Sind Sie Vermieter einer betroffenen Wohnung besteht auch für den Mietausfall Versicherungsschutz (vgl. auch: Mietminderung nach Wasserschaden).
In vielen Versicherungsverträgen besteht ein deutlicher Unterschied bei der Mitversicherung der Ableitungsrohre. Im Gegensatz zu den Zuleitungsrohren gilt für jene der Versicherungsschutz oft erst auf dem eigenen Grundstück. Außerdem sind die Leistungen für solche Schäden bei einigen Versicherern nach oben begrenzt. Das stellt besonders in der städtischen Bebauung ein Problem dar, da hier die Grundstücksgrenze auch gleichzeitig die äußere Abgrenzung des Hauses sein kann. Ein Wasserrohrbruch durch Rückstau kann hier den ganzen Keller fluten.
Doch auch wenn die Wasserleitung versichert ist: Oftmals sehen die Verträge Limitierungen vor. Wenn Sie beispielsweise das defekte Wasserrohr reparieren lassen, sollten Sie wissen, dass der Versicherungsschutz nur für einen genau festgelegten Abschnitt des Rohres gilt. Leistet der Versicherer nach seinen Versicherungsbedingungen nur für den Austausch eines Meters Leitung, dann sind Rück- und Neubau der restlichen Wasserleitung Ihre Sache. Und das ist alles andere als günstig.
Was ist zu tun, wenn die Versicherung nicht zahlen will?
Einige Regelungen in den Versicherungsbedingungen können also dafür sorgen, dass der Versicherer nicht alle entstandenen Kosten bezahlt. Dabei kann sich die Versicherung darauf berufen, dass Sie die Versicherungsbedingungen bei Vertragsschluss unterschrieben haben. Doch wie kann es kommen, dass die Versicherung überhaupt nicht zahlen will? Vgl. auch: Wohngebäudeversicherung will nicht zahlen.
Die Leitungswasserversicherung setzt bei der Leistung für Schäden voraus, dass Ihr Gebäude wie o.g. durch bestimmungswidriges Austreten von Leitungswasser geschädigt wurde. Die Versicherung leistet folglich nicht für Wasserschäden durch Niederschlagswasser (Regen) oder einsickerndes Grundwasser. Auch ein umgestoßener Eimer mit Reinigungswasser oder eine übergelaufene Badewanne sind in den meisten Fällen nicht mitversichert (es sei denn explizit im Tarif aufgeführt). Diese Gefäße sind zur Aufnahme von Wasser gedacht, schätzen Sie deren Kapazität falsch ein oder benehmen Sie sich unvorsichtig, erkennt der Versicherer kein bestimmungswidriges Austreten.
Die Verletzung von Obliegenheiten sind ein häufiges Thema bei der Zahlungsverweigerung durch die Versicherung. Obliegenheiten sind vertraglich festgeschriebene Verpflichtungen, denen Sie nachkommen müssen, um Schäden zu vermeiden. Bei Frostschäden an Leitungen prüft der Versicherer, ob Sie alle nötigen Vorkehrungen getroffen haben, dass Ihre Wasserleitung nicht einfrieren konnte. Heizkörper müssen regelmäßig entlüftet werden, Waschmaschinenschläuche sollten mit einer Schlauchschelle am Ablauf befestigt sein und Wasser darf nicht unbeaufsichtigt in die Badewanne einlaufen. Bei der Verletzung von Obliegenheiten wirft der Versicherer den Betroffenen grobe Fahrlässigkeit vor, welche ihn zumindest teilweise von der Leistungspflicht befreien kann.
Nicht zuletzt sind es vertragliche Ausschlüsse oder Einschränkungen, die zur Zahlungsweigerung des Versicherers führen. Haben Sie die Ableitungsrohre nicht mitversichert, können Sie auch keinen Schadensersatz fordern. Auch zu großzügig bemessene Selbstbehalte bringen die Versicherung in die Lage, einen Schaden abzulehnen.
Was können Sie tun, wenn die Versicherung Ihren Schaden nicht bezahlen will? Holen Sie sich Hilfe von Anwälten und unabhängigen Gutachtern. Diese können Ihnen helfen, die richtige Schadensursache herauszufinden. Er erkennt Messfehler und kann die Schadensbilder am Baukörper korrekt interpretieren. Besonders bei nassen Wänden oder feuchten Kellern zweifeln Versicherer die angegebene Ursache gern an und bringen Baumängel / Bauschäden oder Grundwasser ins Spiel.
Wird Ihnen aufgrund einer Obliegenheitsverletzung der Schaden nicht bezahlt, sollten Sie unverzüglich einen Rechtsanwalt aufsuchen. Erfahrene Fachanwälte erkennen schnell, ob Ihre Obliegenheiten zumutbar waren und ob diese Ihnen überhaupt bekannt waren.
Wasserschäden verursachen hohe Kosten, geben Sie Ihre Ansprüche nicht auf.
Die Leitungswasserversicherung ist ein wichtiger Bestandteil für den Schutz Ihres Hauses. Das System von Zu- und Ableitungen des Wassers ist zieht sich durch das gesamte Gebäude. Bei Bruchschäden an den Leitungen ist mit großen Schäden zu rechnen, da das Wasser vielfach unter Druck steht. Ein Schaden an der Bausubstanz eines Gebäudes verursacht hohe Kosten für die Sanierung und Renovierung.
Doch nicht nur das Haus ist in Gefahr. Die Hausratversicherung gewährt Versicherungsschutz, wenn Ihre Möbel, Einrichtungsgegenstände und Technik von einem Wasserschaden betroffen sind. Beide Versicherungen ersetzen nicht nur beschädigte Sachen, sondern übernehmen weitere Kosten. Diese reichen von der Trocknung des Baukörpers bis zu einer Notunterkunft.
Daher ist es wichtig, dass diese Versicherungen auch zahlen, wenn es zu einem Schaden durch Leitungswasser (gemäß deren Definition von Leitungswasser und Leitungswasserschaden) kommt. Siehe auch: Wasserschaden Küche – Was zahlt die Versicherung? – Durch eine regelmäßige Überprüfung Ihrer Verträge verringern Sie das Risiko einer Nichtzahlung. Doch auch wenn Ihre Versicherungsverträge optimiert sind, kann der Versicherer die Zahlung verweigern. Doch lassen Sie sich den schwarzen Peter nicht vorschnell zuschieben.
Wir vermitteln Ihnen Sachverständige und Rechtsanwälte (siehe Wasserschaden Rechtsanwalt), mit deren Hilfe Sie Ihre berechtigten Ansprüche durchsetzen können.